Mit dem Älterwerden verändern sich viele Dinge – nicht nur unser Alltag oder unsere Gewohnheiten, sondern vor allem unser Körper. Man fühlt sich manchmal nicht mehr ganz so fit wie früher, vergisst auch mal einen Namen oder stolpert häufiger über den Teppich. Vieles davon schiebt man schnell aufs Alter. Doch manchmal steckt etwas anderes dahinter. Gerade sogenannte Mini-Schlaganfälle – medizinisch als transitorische ischämische Attacken (TIAs) bekannt – können bei älteren Menschen leicht übersehen werden, weil sie nur kurz auftreten oder ungewöhnlich wirken.
Ich habe es selbst bei meinem Onkel erlebt. Er war damals 78, hatte einen kleinen Schwächeanfall am Esstisch, konnte für ein paar Sekunden nicht sprechen, seine Tasse fiel ihm aus der Hand. Wir dachten erst, er habe sich verschluckt oder sei nur müde. Doch zum Glück war meine Cousine geistesgegenwärtig genug, den Notruf zu wählen. Es stellte sich später heraus, dass es eine TIA war. Und laut Arzt war das ein großes Glück – denn sie kam früh genug, um schlimmeres zu verhindern.
Aber was genau ist eigentlich ein Mini-Schlaganfall? Wie unterscheidet er sich von einem „richtigen“ Schlaganfall? Welche Symptome sind typisch und welche eher versteckt? Und worauf sollten gerade ältere Menschen achten?
Was ist ein Mini-Schlaganfall überhaupt?
Ein Mini-Schlaganfall – also eine transitorische ischämische Attacke (TIA) – ist im Grunde genommen eine Art Warnsignal des Körpers. Es bedeutet, dass kurzzeitig die Durchblutung in bestimmten Hirnregionen gestört ist. Das kann durch ein kleines Blutgerinnsel, durch Ablagerungen in den Gefäßen oder durch andere Störungen passieren. Der Unterschied zum klassischen Schlaganfall: Die Symptome sind nur vorübergehend. Meistens verschwinden sie nach wenigen Minuten, spätestens nach 24 Stunden. Aber das heißt nicht, dass man das auf die leichte Schulter nehmen darf – im Gegenteil!
Eine TIA ist ein ernstzunehmender Vorbote. Studien zeigen, dass etwa ein Drittel der Betroffenen innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten einen echten Schlaganfall erleiden. Wer also bei sich oder Angehörigen solche Symptome bemerkt, sollte sofort reagieren. Zeit ist hier wirklich Gehirn.
Warum sind ältere Menschen besonders gefährdet?
Mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper – das ist kein Geheimnis. Die Blutgefäße verlieren an Elastizität, Ablagerungen setzen sich ab, der Blutdruck steigt bei vielen Menschen, der Blutzucker auch. All das sind Faktoren, die das Risiko für einen Mini-Schlaganfall erhöhen. Besonders betroffen sind Menschen mit:
Bluthochdruck
Diabetes mellitus
Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern
Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)
erhöhtem Cholesterinspiegel
Rauchervergangenheit
Bewegungsmangel
Auch wer schon einmal einen Schlaganfall oder eine TIA hatte, gehört zur Risikogruppe. Und leider werden gerade bei älteren Menschen viele Symptome verharmlost oder nicht ernst genug genommen – häufig auch von Ärzten.
Typische Symptome – wenn der Körper kurz Alarm schlägt
Die häufigsten Anzeichen einer TIA ähneln denen eines Schlaganfalls, verschwinden aber meist sehr schnell wieder. Gerade das macht sie so tückisch. Zu den typischen Symptomen gehören:
Plötzliche Lähmung oder Schwäche auf einer Körperseite – meist Arm, Bein oder Gesicht
Sprachstörungen: man kann nicht mehr richtig sprechen oder versteht andere nicht
Sehstörungen: verschwommenes Sehen, Doppeltsehen oder sogar vorübergehende Blindheit auf einem Auge
Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Unsicherheit beim Gehen
Taubheitsgefühle oder Kribbeln
Starke Kopfschmerzen, die ganz plötzlich einsetzen
Wenn man so etwas bei einem älteren Menschen beobachtet – oder bei sich selbst – sollte man sofort den Notruf (112) wählen. Auch wenn nach fünf Minuten alles wieder „gut“ erscheint.
Ungewöhnliche Symptome, die man leicht übersieht
Nicht alle TIAs kündigen sich mit klaren und offensichtlichen Warnzeichen an. Gerade bei Senioren zeigen sich die Symptome manchmal leise, unauffällig oder werden falsch interpretiert. Dazu gehören:
Verwirrtheit oder plötzliche Orientierungslosigkeit (z. B. nicht mehr wissen, wo man ist)
Kurze Erinnerungslücken
Unverständliches Murmeln oder ungewöhnlich langsames Sprechen
Konzentrationsstörungen
Kurze Ohnmachtsanfälle oder „Wegsacken“
Stürze ohne ersichtlichen Grund
Kribbeln oder Schwäche in nur einem Finger oder Zeh
Ein Auge „hängt“ für ein paar Sekunden
Zuckungen in einer Gesichtshälfte
Was tun im Ernstfall? Keine Zeit verlieren!
Das größte Problem bei Mini-Schlaganfällen: Sie verschwinden oft, bevor der Rettungsdienst überhaupt eintrifft. Doch das heißt nicht, dass man abwarten sollte! Im Gegenteil.
Wenn der Verdacht auf eine TIA besteht:
Sofort 112 wählen!
Symptome genau beobachten und notieren (z. B. wann sie begannen, wie lange sie dauerten, was genau auftrat).
Betroffene beruhigen, nicht allein lassen.
Keine Medikamente verabreichen – besonders keine Blutverdünner wie Aspirin ohne ärztlichen Rat!
Wenn möglich, Blutdruck messen und notieren.
Kein Essen oder Trinken geben – Schluckstörungen können bestehen!
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Diagnose: So wird eine TIA festgestellt
Im Krankenhaus oder in der Notaufnahme läuft meist ein standardisiertes Diagnoseverfahren ab, um sicherzustellen, ob es sich wirklich um eine TIA handelt – und wie groß das Risiko für einen folgenden Schlaganfall ist.
Dazu gehören:
CT oder MRT: Um einen „richtigen“ Schlaganfall auszuschließen und das Gehirn auf Durchblutungsstörungen zu untersuchen.
Ultraschall der Halsschlagadern: Um Verkalkungen oder Verengungen zu erkennen.
EKG oder Langzeit-EKG: Um Herzrhythmusstörungen festzustellen.
Blutuntersuchungen: Blutzucker, Cholesterin, Entzündungswerte, Gerinnung.
Neurologische Tests: Überprüfung von Reaktion, Sprache, Gleichgewicht, Reflexen.
Therapie: Was hilft nach einer TIA?
Nach der Diagnose geht es darum, das Risiko für einen weiteren Vorfall zu senken. Je nach Ursache können folgende Maßnahmen verordnet werden:
Blutverdünner (z. B. ASS oder Clopidogrel)
Blutdrucksenker
Cholesterinsenker (Statine)
Behandlung von Diabetes
Operation bei starker Verengung der Halsschlagadern (z. B. Stent)
Umstellung des Lebensstils
Gerade Letzteres spielt eine riesige Rolle. Ich kenne viele Senioren, die durch kleine Veränderungen – z. B. tägliche Spaziergänge, weniger tierische Fette, mehr Gemüse und regelmäßige Blutdruckkontrollen – viel erreicht haben.
So senken Sie Ihr Risiko – diese Tipps helfen im Alltag
Ein Mini-Schlaganfall ist ein Warnschuss. Wer ihn ernst nimmt, kann viel tun, um sich selbst zu schützen. Hier ein paar alltagstaugliche Tipps, die ich auch in meinem Umfeld regelmäßig empfehle:
✅ Regelmäßig Blutdruck messen – am besten zu Hause. Hoher Blutdruck ist einer der größten Risikofaktoren.
✅ Nicht rauchen – auch nicht „nur ab und zu“. Schon ein paar Wochen Rauchstopp zeigen Wirkung.
✅ Auf die Ernährung achten – weniger Wurst, Butter, Weißbrot – mehr Gemüse, Fisch, Vollkorn.
✅ Sich bewegen – täglicher Spaziergang, leichtes Yoga, Tanzen – alles zählt.
✅ Stress vermeiden – leichter gesagt als getan, aber kleine Rituale wie Tee trinken, Lesen oder ein gutes Gespräch helfen oft mehr als gedacht.
✅ Regelmäßig zum Arzt gehen – auch wenn man sich gesund fühlt.
✅ Blutzucker im Blick behalten – besonders wenn man über 60 ist oder Übergewicht hat.